Windspiel entlaufen – was nun?

Es soll ja zum Glück Leute geben, die ihr Windspiel beim Spaziergang frei laufen lassen.  Ebenso kann aber auch den
Besitzern eines Leinenhundes mal das Mißgeschick passieren, daß der Hund entfleucht. Wir beschreiben für diesen Fall,
basierend leider auf eigenen Erfahrungen (da, wo der längere Text folgt…) mögliche Lösungsansätze und Verhaltensregeln.

Stadtszenarien

Fall A:
Ein typisches Windspiel, zutraulich, läuft auch zu anderen Menschen, entkommt in der Stadt und ist außer Sichtweite.
Es hat eine Tasso-Marke oder Adresse am Halsband und sie haben es in den vergangenen Minuten nicht mehr gesichtet.

Sie können sich etwas entspannen. Wenn der Racker nicht überfahren wird, wird er sich bald an einen Menschen hängen,
der dann hoffentlich die Polizei verständigt oder den Hund ins Tierheim bringt, von wo sie dann einen Anruf bekommen.
Verständigen sie selbst so schnell wie möglich die Polizei, daß ihr Windei weg ist. Schließlich könnte es auch eine Gefahr
für den Straßenverkehr darstellen (haben sie eine Hundehaftpflichtversicherung???). Wenn sie die Nummer der Polizei nicht
wissen, den Notruf 110 wählen und sich zum zuständigen Polizeirevier verbinden lassen. Dort Namen und Handynummer
hinterlassen. Dann begeben sie sich in die Nähe eines fahrbaren Untersatzes und trinken sie einen Kaffee, um die Nerven
zu beruhigen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie ihren Hund zuerst, d.h. vor einem der vielen tausend Stadtbewohner finden
ist nämlich gering. Wenn sie locker sind, warten sie einfach auf DEN Anruf oder fangen sie halt auch an, zu suchen.
Sinnvoller als Suchen wäre aber, ein paar Flugblätter zu produzieren und zu verteilen.

Hat ihr Windspiel kein Marke oder Adresse am Halsband, ist die Strategie kaum anders, außer, daß sie ein paar Flugblätter
mehr drucken und regelmäßig beim Tierheim anfragen.

Fall B:
Windspiel entläuft in der Stadt, ist aber scheu oder wurde durch ein Ereignis stark verstört – man denke an Igorbuffone
bei der EM 2009 in Gelsenkirchen. Marke am Halsband ja oder nein ist hier fast egal. Sofort die Polizei
verständigen, zur Not unter akuter Entreißung eines Handys vom nächsten Spaziergänger. Und jetzt schleunigst ab ins
Auto, zur nächsten Apotheke, Tempos und Valium kaufen. Beides werden sie die nächsten Tage noch brauchen. Dann
können sie anfangen, nach ihrem Hund zu suchen, bis sie schwarz werden. Ist das Windspiel nach ein paar Tagen völlig
ausgehungert und am Ende, wird es sich irgendwo verkriechen, wenn es wegen durchgelaufener Pfoten nicht mehr laufen
kann. Die Schisser scheinen im Straßenverkehr Überlebensvorteile zu haben, denn sie laufen ja eh vor allem davon. So lange
sie noch kriechen können, lassen sie sich kaum einfangen und selbst einen verfetteten Dackel fängt man mit der Hand
nur sehr schwer, wie ich beruflich schon feststellen durfte. Sehr nützlich ist es mit Sicherheit, regelmäßig bei der Polizei
nach „Sichtungen“ zu fragen und Flugblätter aufzuhängen bzw zu verteilen. Wird klar, daß das Windspiel in einem bestimmten
Gebiet bleibt, dann ist die Laufarbeit besser angelegt, wenn man ALLE Briefkästen in diesem Gebiet mit einem Flugblatt
beglückt und nebenbei könnte einem der Hund ja doch vor die Füße laufen.

Landszenarien

Fall C
Ein typisches Windspiel, zutraulich, läuft auch zu anderen Menschen, entkommt auf dem Land im Wald oder auf dem Feld
aus welchen Gründen auch immer.

Bekämpfen sie ihren Wutanfall, bleiben sie an der Stelle stehen, wo man getrennter Wege ging, ziehen sie ihren
Notfallcampingstuhl und ein gutes Buch aus dem Rucksack und setzen sie sich. Jetzt warten sie mindestens eine halbe
Stunde. Dann sollte der Windbeutel eigentlich längst wieder da sein. Regelmäßig rufen ist durchaus
hilfreich, wobei ihre Stimme natürlich honigsüß klingt. Wenn man sich beim Rufen nicht so unendlich blöd vorkommen
möchte, dann hat man sein Windspiel vorher schon lange auf eine Hundepfeife trainiert, mit der kann man jetzt trällern
und sie hat den Vorteil, weiter zu reichen, als die menschliche Stimme. Tipp am Rande:  kaufen sie gleich drei gleiche
Hundepfeifen, wenn sie mal eine verlieren, ist noch eine baugleiche vorhanden und der Hund muß nicht umgewöhnt werden.

Wenn das Windspiel nach der Zeit noch nicht wieder da ist, hat es sich sicher verirrt und nicht gleich zurückgefunden.
Günstig wäre es jetzt, noch jemand zum Suchen herbeitelefoniert zu haben. Legen sie ihre Jacke, Pulli oder T-Shirt an den
Wegrand auf den Boden und begeben sie sich zum Startpunkt des Spaziergangs zurück (Auto oder Haus). Eventuell ist das
Windspiel den Weg dorthin zurück gelaufen, geistert jetzt dort herum oder bleibt vielleicht sogar beim Auto.
Wenn sie mit dem Auto irgendwo stehen, legen sie dort eine Hundedecke etwas seitlich auf den Boden und suchen sie nun
ihren Hund auf der Strecke zwischen Verlustort und Ausgangspunkt – ggf auch mit dem Auto, ideal ist mit dem Fahrrad,
mittlere Geschwindigkeit und erhöhte Sitzposition sind besser zum gucken und leise ist es auch. Wir haben die Erfahrung
gemacht, daß Windspiele auf der Suche nach dem Rudel kaum querfeldein laufen, sondern schön ordentlich die Wege benutzen,
sowieso immer, wenn die Wiesen naß sind. Dabei kehren sie irgendwann üblicherweise entweder an den Ort der Trennung
zurück und suchen dann auch die umliegenden Wege ab. Oder sie laufen, wie schon gesagt, die Strecke bis zum Ausgangspunkt
des Spaziergangs zurück und kreisen dort. Ich erinnere mich leider noch lebhaft an Jungrüdilein Pegasus, der insgesamt drei mal
abhanden kam. Da brauchte es nur 20-30 m dichtes Gebüsch zwischen ihm und dem Rest der Meute bzw. mir und schon
war er verloren, was er durch ein bis zwei verzweifelte Heuler anzeigte und sich dann sofort auf den Weg zurück zum Auto
machte (dann aber leider nicht dabei blieb, sondern größere Kreise drumherum zog). Da hieß es dann für Herrchen: „Lauf, Forest, Lauf“.

Wie auch immer, finden sie ihr Windspiel nicht, können sie trotzdem recht entspannt bleiben, denn der nächste freundliche
Spaziergänger/in oder Autofahrer/in wird es einsacken, weil es zu ihm hinläuft. Falls Adresse oder Tasso Marke am Halsband
vorhanden sind, kommt dann irgendwann und hoffentlich noch am selben Tag der erlösende Anruf von Tasso, Finderin oder Polizei.
Wenn nix am Halsband ist, dann landet der Hund hoffentlich beim zuständigen Tierheim oder es wird wenigstens dort oder bei
der Polizei  Bescheid gegeben, daß ein Hund gefunden wurde. Auf dem Land können die Wege zum Tierheim weit sein
und nicht jeder Windspielfinder hat Lust, 20-30 km zum Tierheim zu fahren.
Die größte Gefahr im Fall C für eine baldige Rückkehr zu ihnen ist der „süüüüüüß, will ich behalten“ Faktor eines solchen
Windspiels.

Fall D:
scheues oder stark verstörtes Windspiel kommt in der Pampa abhanden.

Das ist blöd, weil jetzt tatsächlich nur Vertrauenspersonen des Windspiels in der Lage sind, es wieder einzufangen und
auch das klappt nicht immer. Windspiele, die stark im Streß sind, geraten in eine Art panischen Verwirrtheitszustand, es
funktionieren nur noch die niedrigsten Überlebensinstinkt und der Schmutz der Zivilisation fällt ab. Treffen
sie dann auf Herrchen oder Frauchen und sind noch nicht im Nahbereich von selbigen (5-8 m), erkennen oder jedenfalls
reagieren sie ggf. nicht auf Zuruf, sondern laufen einfach weiter oder sogar weg. Natürlich gelten zunächst die in Fall C
geschilderten Strategien, wie der Hundebesitzer sich verhalten sollte. Bleibt das Windspiel jedoch verschollen, ist es Zeit,
sowohl Ort der unfreiwilligen „Trennung“, als auch den Ausgangspunkt des Spaziergangs besser zu präparieren. Eine geöffnete,
regengeschützte Hundebox mit flauschigen, nach daheim riechenden Decken drin an beide oder wenigsten einen Ort hingestellt
taugt dazu ganz hervorragend und klappt um so besser, je mehr ein Hund daran gewöhnt ist, nachts in so einer Box zu schlafen.
Die Box jedoch 2-3 Meter zurückgesetzt vom Wegrand aufstellen, so daß der Hund, wenn er in die Box kriecht und sich hinlegt,
nicht von Spaziergängern vertrieben wird. In die Nähe der Box ein wenig!! Futter auf den Boden streuen, nicht so viel, das lockt
nur Füchse, Dachse oder sonstwas an. Bei heißem Wetter schadet eine Wasserschale nicht, das ist viel wichtiger als Futter.
Wenn sie es perfekt machen wollen, saufen sie selbst drei Liter Wasser und markieren die Umgebung um die Box in Hundemanier
mit ihrem Urin.

Durchaus möglich, daß das Windspiel auch am nächsten Tag noch nicht da ist, sie aber immer wieder Berichte über „Sichtungen“
erhalten. Liegen die Sichtungen alle im selben Bereich, sucht der Hund noch immer stur und verwirrt und die Strategie mit der
Box ist fast die erfolgversprechenste Variante, wenn die verdammte Kröte sich erst mal einen bis mehrere Tage – je nach Kondition –
schön müde gelaufen hat. So lange es nicht deutlich unter null Grad geht, kommt ein Windspiel auch bei relativ niedrigen
Temperaturen erstaunlicherweise durchaus mehrere Tage allein draußen zurecht. Friert es jedoch Stein und Bein, dann würde
ich im Fall D gleich die Variante mit den Tempos und Valium vorziehen und mir das schönste Foto meines Windspiels schwarz
gerahmt ins Regal stellen. Das Zeitfenster, in dem der Erschöpfungszustand den Selbsterhaltungstrieb des Windspiels zutage
fördert, so daß es Menschen aufsucht oder an sich heranläßt und dem Erfrieren dürfte bei tiefem Frost nicht besonders
groß sein.
Flugblätter verteilen wird auch hier dringend empfohlen.

Gute Infos rund um den entlaufenen Hund mit Online Hund-verloren / Hund gefunden Datenbank  gibt es z.B. bei
http://www.find-mich-fix.de